Pressefreiheit gegen das Virus

Freie Presse überall in Gefahr

Mit der Corona-Krise kommt die Pressekrise. Überall auf der Welt wird es für Journalisten schwieriger, über die Zustände in Ländern zu berichten.

Wien, 21. April 2020 | Die Pandemie setzt der Pressefreiheit zu – und zwar weltweit. Eine freie, unabhängige Berichterstattung über das Coronavirus und die Aktionen der Regierungen und Mächtigen ist äußert schwierig. Hier ein Überblick:

In Ungarn hat Viktor Orban das Parlament ausgeschaltet, für Verbreitung von „Fake News und Gerüchten“ kann man nun 5 Jahre ins Gefängnis gehen. Das verschärft die Lage der Presse in Ungarn noch weiter.

In Serbien wurde Journalisten Ana Lalić vorübergehend verhaftet, weil sie aus einem Spital berichtet hatte.

In Österreich erlaubte man kurzfristig nur ausgewählte Journalisten (APA, ORF) zu Pressekonferenzen. Nach Druck und Beschwerden mehrerer Medienvertreter wurden diese Maßnahmen wieder gelockert.

Die Türkei nahm bis Anfang April sieben Journalisten fest, weil sie über Corona-Infektionen berichtet hatten. Vorwurf: „Verbreitung von Panik.“

In China ist der letzte Wuhan-Reporter Chen Qiushi seit mittlerweile 73 Tagen verschwunden. Wie viele weitere Kritiker der chinesischen Kommunistischen Partei während der Corona-Krise verschwunden sind, weiß man nicht.

In Thailand kann die Regierung seit 26. März jede Information verbieten, die sie für falsch hält. Es drohen seit Ende März bis zu fünf Jahre Haft.

Im Iran werden Journalisten und Medienmacher regelmäßig vom Geheimdienst zum Verhör vorgeladen. Sie werden oft beschuldigt, Gerüchte zu verbreiten.

Ägypten zwang eine Guardian-Korrespondentin sowie den Bürochef der New York Times zur Ausreise. Sie berichteten über eine kanadische Studie, die von höheren Covid-Fallzahlen in Ägypten ausgeht.

In Nigeria und Liberia ist der Zugang zum Büro des Präsidenten auf wenige ausgewählte Medien beschränkt worden.

Im Kamerun geben die Behörden keine Informationen mehr an regierungskritische Medien weiter.

Die Elfenbeinküste verhaftete zwei Journalisten wegen „Verbreitung von Falschnachrichten.“ Südafrika hat nun ein Sondergesetz, das bei der „Verbreitung von Falschnachrichten“ sechs Monate Gefängnis vorsieht.

In Brasilien werden kritische Journalisten von der Regierung Bolsonaro vor allem digital systematisch bekämpft.

In Argentinien, Chile, Ecuador und Bolivien kommt es seit 2019 zu immer mehr gewaltsameren Übergriffen auf Journalisten.

(ot)